Die Dreigroschenoper des „Gefühlssozialisten“ Frank (Ulrike Schäfer)
Fotos: Gabriela Knoch
Uraufgeführt am 11.6.15, Mainfranken Theater Würzburg. Inszenierung: Elisabeth Gabriel. Bühnenfassung mit Songtexten: Ulrike Schäfer. Musik: Alexis Agrafiotis. Kostüme: Veronica Silva-Klug. Bühnenbild: Anika Wieners. Dramaturgie: Roland Marzinowski. Mit: Freya Kreutzkam, Heiner Junghans, Daniel Ratthei, Claudia Kraus, Uwe Fischer.
Basierend auf der Bühnenfassung wurde 2016 das Schultheaterstück „Bruchland“ von Sabine Bräunig an der Württembergischen Landesbühne Esslingen aufgeführt (Rezension in der Eßlinger Zeitung).
Zum Roman „Die Jünger Jesu“ von Leonhard Frank
Sie nennen sich nach den Aposteln und haben eine Mission: Die Jünger Jesu sind Jugendliche, die kurz nach Kriegsende in ihrer Stadt für mehr Gerechtigkeit sorgen wollen. Denn die knappen Lebensmittel und Güter sind ungleich verteilt. Einige horten ihre Besitzstände, andere müssen hungern und frieren. Die Jünger Jesu nehmen deshalb von den Reichen und geben den Bedürftigen. Aber diese Umverteilungsaktion ist nicht immer ganz ungefährlich …
In parallelen Handlungssträngen erzählt Leonhard Frank in seinem Roman vom untergründig schwelenden Neonazismus im Nachkriegsdeutschland, von der tragischen Liebe zwischen einem deutschen Mädchen und einem amerikanischen Soldaten und vom Schicksal der jüdischen Heimkehrerin Ruth.
Zur Entstehung des Stücks
Nach der Aktionswoche „Würzburg liest ein Buch“ entstand die Bühnenfassung des Romans, die mit dem Leonhard-Frank-Preis 2014 ausgezeichnet wurde. Die Arbeit am Konzept wurde durch einen für den Wettbewerb eingerichteten Workshop mit John von Düffel begleitet. Das Stück entstand mit freundlicher Unterstützung des Aufbau Verlags, Berlin.
Aus der Jurybegründung zum Leonhard-Frank-Preis:
„Ulrike Schäfer geht in ihrer Bearbeitung der Frage nach, wie sich die Würzburger Bürgerschaft nach der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg neu sortiert, mit all ihren Kontinuitäten und Brüchen. Der utopische Entwurf der ‚Jünger Jesu‘ soll dabei als eine gesellschaftlich reale Option verstanden werden, die weder idealisiert noch von vornherein ideologisiert wird. Ihre Erzählhaltung orientiert sich an Brechts Dreigroschenoper: Und so vermeidet sie in ihrem Zugriff alles Pathetische und Moralische von Leonhard Franks Stoff und arbeitet vielmehr mit Überzeichnung und Ironie.“ Mainfranken Theater Würzburg